Die richtige Eingewöhnung!

Der HNO-Arzt hat eine Hörminderung festgestellt, die persönliche Entscheidung ist gefallen, ein Hörgerät wurde ausgesucht. Nun geht es darum, sich an das Hörgerätetragen zu gewöhnen. Hier ist einiges zu beachten: Auch bei einem noch so teuren Hörgerät, wird sich der uneingeschränkte Hörgenuss in der Regel nicht sofort einstellen. Hörgeräteanfänger brauchen Geduld und manchmal auch gute Nerven.

Denn wer sich für ein Hörgerät entscheidet, begibt sich auf einen Weg, der gerade zu Beginn eine große Hürde bereithält. Das gilt vor allem für Hörgeminderte, die sich sehr spät für ein Hörgerät entscheiden. Bei noch so gutem Gerät und optimaler Einstellung, muss sich das Gehirn an ein Hörgerät erst gewöhnen. Und das braucht seine Zeit.

Dies fällt umso schwerer, wenn das Gehirn die Geräusch- und Klanginformationen verlernt oder vergessen hat. Zur Erinnerung: ein Schwerhöriger nimmt seine Umweltgeräusche gefiltert bis schlecht war. Das Gehirn, die zentrale Verarbeitungsinstanz, löscht Informationen, wenn sie nicht immer wieder aktualisiert werden. Ein Hörgerät liefert all diese, nun als ungewohnt empfundenen Informationen mit einem Schlag. Viele Hörgeräteträger empfinden diese Flut von Informationen als sehr unangenehm. Eine häufige Reaktion ist es, die Hörgeräte abzuschalten oder nach zwei bis drei Stunden zu entfernen. Das mag auf den ersten Blick entlastend und wohltuend sein, erschwert aber die Eingewöhnung und führt oft dazu, dass die Hörgeräte immer öfters in der Schublade verschwinden. Hier ist ein Scheitern fast vorprogrammiert.

Besser ist es, die Hörgeräte von Beginn an mindestens 8 Stunden zu tragen. Um dies zu erleichtern, ist es sinnvoll, sich einen Zeitraum zu wählen, an dem man sich an die Hörgeräte in eher geräuscharmer Umgebung gewöhnen kann. Steht im Beruf eine heiße Phase an oder sind die Kleinkinder gerade ständig krank, sollte die Anpassung sinnvollerweise verschoben werden.

In der Regel dauert diese intensive erste Anpassungsphase zwei bis drei Wochen. Danach hat sich das Gehirn an die neuen Eindrücke gewöhnt. Während der Eingewöhnungszeit ist es empfehlenswert ein Hörtagebuch oder einen Hörbericht zu verfassen. Das bedeutet, unangenehme Geräusche zu notieren und Situationen schildern, in denen die Hörsituation gut ist bzw. nicht optimal verlaufen ist. Diese Notizen über den subjektiven Eindruck helfen dem Hörgeräteakustiker bei der Optimierung der Einstellungen, die er spätestens nach drei Wochen erstmals vornimmt. Erst nach und nach wird er das Gerät so einstellen, dass die optimale Lautverstärkung erreicht wird.  Sind diese ersten Wochen überstanden, möchte viele ihre Hörgeräte nicht mehr missen.